Wrigley Prophylaxe Preis-Verleihung 2016:
Spinat hemmt Gingivitis, Spülung dämmt Wurzelkaries, Zahnputz-App hilft Kindern
Leipzig, 07.10.2016 – Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Wrigley Prophylaxe Preis wurde heute zum 22sten Mal verliehen. Sieger im Bereich Wissenschaft sind zwei Forscherteams der Universitäten Würzburg und Hohenheim, die Hinweise auf eine abschwächende Wirkung von Nahrungsnitrat auf Gingivitis gefunden haben. Zwei zweite Plätze in der Kategorie Wissenschaft gehen an die Berliner Charité für einen Vergleich verschiedener Prophylaxestrategien gegen Wurzelkaries sowie an die Universität Greifswald, an der im Rahmen einer Masterarbeit Kinderzahnheilkunde eine Zahnputz-App für Vorschulkinder untersucht wurde. Den ersten Platz im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen erringt ein Berliner Programm zur Mundgesundheitsförderung bei Menschen mit Behinderungen. Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis bekommt eine Kieler Studenteninitiative für ein Prophylaxeprojekt mit Flüchtlingskindern, bei dem muttersprachliche Studenten dolmetschen und lebendige Schulungen ohne Sprachbarrieren ermöglichen.
Der Wrigley Prophylaxe Preis zeichnet seit 22 Jahren herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Kariesprophylaxe aus. Zudem fördert er erfolgversprechende Initiativen und rückt Probleme mit Handlungsbedarf in den Fokus der Öffentlichkeit. Mit insgesamt 19 Bewerbungen stieß die Ausschreibung auch dieses Jahr auf rege Resonanz. Der Preis wird von der wissenschaftlichen Initiative Wrigley Oral Health Program (WOHP) gestiftet und steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). Beide genießen in der Dentalbranche einen exzellenten Ruf.
Prophylaxe schmeckt: Nitratreiches Gemüse hemmt Gingivitis
Der mit 3.000 Euro prämierte erste Platz im Bereich Wissenschaft ging an das Würzburger/Hohenheimer Autorenteam um Dr. Yvonne Jockel-Schneider für eine klinische Studie, die den hemmenden Einfluss von Nahrungsnitrat auf Gingivitis belegt. Für die Studie nahmen Probanden zwei Wochen 200 mg Nitrat pro Tag oder Placebo mit einem Salatsaftgetränk auf. Anschließend zeigte sich in der Testgruppe gegenüber der Placebogruppe eine signifikante Reduktion der erfassten Gingival Index (GI)-Werte um durchschnittlich 52.7% sowie eine signifikante Erhöhung der Nitratkonzentration im Speichel, wohingegen sich bei der mit Hilfe des Plaque Control Record erfassten Plaquebedeckung der Zähne für beide Gruppen nur geringe, statistisch nicht zu verifizierende Unterschiede zeigten. Die Ergebnisse legen nahe, dass Gingivitis-Patienten mehr nitratreiche Gemüsesorten wie Kopfsalat, Rucola, Spinat oder Rote Bete essen sollten: Damit eröffnet sich eine verblüffend einfache, effektive und kostengünstige Möglichkeit, etablierte Therapien zur Kontrolle gingivaler Entzündungen zu unterstützen,
begründet Prof. Dr. Thomas Attin, Universität Zürich, die Entscheidung der Jury."
Top Mundgesundheit mit Zahnputz-App
Den zweiten Platz im Bereich Wissenschaft teilen sich zwei Studien mit jeweils 2.000 Euro Preisgeld. Die Arbeitsgruppe um Dr. Margarita Höfer und Dr. med. dent. Anja Treuner, Universität Greifswald, überzeugte mit einer Interventionsstudie, die den Effekt einer Zahnputz-Lern-App auf dem Smartphone untersuchte. Dazu erhielten Vorschulkinder eine spezielle Handzahnbürste mit einem digitalen Bewegungssensor, der Zahnputzbewegungen in Echtzeit auf ein Smartphone übertrug. Eine App verglich das reale mit dem Soll-Zahnputzmuster. Korrigierten die Kinder daraufhin ihre Putzbewegungen, erhielten sie Bonuspunkte. Nach sechs und zwölf Wochen hatten alle 49 Kinder weniger Plaque und bessere Gingivitiswerte, auch in der Kontrollgruppe. Die Testgruppe lag allerdings deutlich vorn: Mit der Zahnputz-Lern-App per Smartphone reinigten die Kinder ihre Zähne hochsignifikant besser als ohne. Die Studie ermutigt, Smartphones, Tablets & Co. künftig verstärkt in Präventionsstrategien einzubinden, denn sie bieten viel Potenzial für die Kariesprophylaxe
, konstatiert Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Universität Aachen.
Spülen gegen Wurzelkaries
Einen weiteren zweiten Preis im Bereich Wissenschaft vergab die Jury an die Arbeitsgruppe um Dr. med. dent Gerd Göstemeyer, Centrum für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin. Die Wissenschaftler verglichen verschiedene Strategien zur Vorbeugung einer Wurzelkaries. Diese entsteht im Bereich freiliegender Zahnhälse – ein Problem, das immer häufiger bei Senioren auftritt, da viele ihre eigenen Zähne bis ins hohe Alter behalten. Die In-vitro-Studie prüfte in einem kariogenen Biofilmmodell die Wirkung von drei kariesprophylaktischen Substanzen jeweils als Lack oder Spülung.
Am besten beugten remineralisierende Spülungen mit Natriumfluorid der Entstehung von Wurzelkaries vor. Silberdiaminfluorid, Natriumfluoridlack und Placebolack wirkten weniger gut, aber besser als antibakterielle Chlorhexidinlacke und -spülungen. Die Studie ergab ein eindeutiges Ranking der Strategien gegen Wurzelkaries und liefert Zahnärzten eine solide Basis für Empfehlungen – und davon profitieren die Patienten in hohem Maße
, bestätigt Prof. Dr. Werner Geurtsen, Medizinische Hochschule Hannover.
Mundgesundheitsförderung für Menschen mit Behinderung
Den mit 3.000 Euro prämierten ersten Platz im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen erhielt Ines Olmos, Mitarbeiterin von Special Olympics Deutschland, Berlin, für die Auswertung eines Mundgesundheitsprogramms in Berliner Wohneinrichtungen für Erwachsene mit Behinderungen, die im Rahmen ihrer Public Health Masterarbeit erfolgte. Unter Leitung der Arbeitsgruppe zahnärztliche Behindertenbehandlung der Zahnärztekammer Berlin mit Unterstützung des Berliner Hilfswerks Zahnmedizin e.V und der Berliner Senatsverwaltung Gesundheit und Soziales sind bereits seit 2005 zahnmedizinische Teams vor Ort, um Betreuer zu motivieren und fortzubilden. Ziel ist, die Mundgesundheit der Bewohner zu verbessern. Die Teams führen Zahnputzübungen durch, geben Instruktionen zur Mundhygiene und Prothesenpflege und beraten in Ernährungsfragen. Die erste Evaluation des Programms fand 2008 statt und wurde ebenfalls mit einem Wrigley Prophylaxe Preis ausgezeichnet; 2014 folgte ein Follow-up mit 89 Bewohnern aus 20 Wohngruppen. Das Ergebnis: Die Bewohner verbrachten mehr Zeit mit ihrer täglichen Zahnpflege und wandten häufiger Fluoride an. Und: Nachhaltige Verhaltensänderungen für eine bessere Mundgesundheit der Bewohner konnten erreicht werden. Die Auszeichnung des Programms ist ein erneutes Signal in Richtung Politik, wie wichtig und effizient die Förderung der Zahn- und Mundgesundheit bei Menschen mit Behinderung ist
, erklärt Dr. Michael Schäfer, Vorsitzender des Bundesverbandes der Zahnärzte im Öffentlichen Gesundheitswesen, BZÖG, Bonn.
Sonderpreis: Prophylaxeprojekt für Flüchtlingskinder
Zum dritten Mal in Folge vergab die Jury einen Sonderpreis für ein engagiertes gesellschaftliches Projekt. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis ging an ein Prophylaxe-Programm für Flüchtlingskinder in Kiel, das die Kieler Zahnmedizinstudentin Vivian Serke ins Leben rief. Unterstützt zwei Kinderzahnärztinnen des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein besucht sie seit 2015 zusammen mit Kommilitonen eine Kieler Notunterkunft und führt die Kinder spielerisch an das Thema Mundhygiene heran. Eine Besonderheit hieran: Muttersprachliche Studenten dolmetschen bei den Schulungen. So vermeiden wir Sprachbarrieren und können direkt mit den Kindern sprechen, auf ihre Fragen eingehen und unsere Schulungen flexibel anpassen
, berichtet Vivian Serke. Da viele Flüchtlingskinder noch nie Kontakt zu einem Zahnarzt hatten, will das Lernkonzept die Angst vor späteren Zahnarztbesuchen nehmen und das Bewusstsein für Mundhygiene fördern. Dazu demonstrieren die Studenten das systematische Zähneputzen, üben es mit den Kindern und erklären anhand von Bildern typisch deutscher und arabischer Lebensmittel die Grundlagen einer zahngesunden Ernährung. Das Ziel der Studentin ist, das Modellprojekt in weiteren Ersteinrichtungen zu verankern. Die Unterstützung der Jury hat sie: Das engagierte, unbürokratische Projekt fördert die Integration von Flüchtlingskindern, senkt das Kariesrisiko und vermeidet damit Kosten für spätere Zahnbehandlungen
, resümiert Prof. Joachim Klimek, Universität Gießen.
Mitglieder der diesjährigen Jury sind: Prof. Dr. Thomas Attin, Universität Zürich, Prof. Dr. Werner Geurtsen, Medizinische Hochschule Hannover, Prof. em. Dr. Joachim Klimek, Universität Gießen, Prof. em. Dr. Klaus König, Universität Nijmegen, Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel, Universität Aachen, Prof. Dr. Edgar Schäfer, Universität Münster, DGZ-Präsident, Dr. Michael Schäfer, Vorsitzender des Bundesverbandes der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BZÖG), Düsseldorf.
Wrigley engagiert sich seit mehr als 25 Jahren für die Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in Deutschland. Dass dieses Ziel dem Unternehmen sehr am Herzen liegt, zeigt das 1989 ins Leben gerufene Wrigley Oral Health Program (WOHP). Weil Kariesprophylaxe das A und O für gesunde Zähne ist, fördert das WOHP sowohl die Individual- als auch die Gruppenprophylaxe in Forschung, Lehre und Praxis. Die Wrigley-Produkte sind ein weiterer Baustein für eine bessere Zahngesundheit, z. B. die zuckerfreien Wrigley’s Extra® Kaugummis zur Zahnpflege. Sie regen durch das Kauen den Speichelfluss an – und Speichel unterstützt die Neutralisierung von Plaque-Säuren und die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Plaque-Säuren und die nachfolgende Demineralisation des Zahnschmelzes sind Risikofaktoren bei der Entstehung von Zahnkaries. Wer lieber lutscht als kaut, kann auf Wrigley’s Extra® Pastillen zur Mundpflege zurückgreifen.
Belegexemplare erbeten an: / Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
kommed Dr. Barbara Bethcke, Ainmillerstraße 34, 80801 München, Tel. 089 / 38 85 99 48, Fax 089 / 33 03 64 03, E-Mail: bb@kommed-bethcke.de.
Die prämierten Arbeiten im Einzelnen
Die wiederholte Aufnahme von Nahrungsnitrat reduziert klinische Symptome einer chronischen Gingivitis bei parodontalen Recall-Patienten - eine klinische Studie
Sieger im Bereich Wissenschaft ist das Team um Dr. med. dent. Yvonne Jockel-Schneider und die Zahnärztinnen Peggy Stölzel und Nicole Petersen unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf, Universitätsklinikum Würzburg, in Zusammenarbeit mit den Ernährungswissenschaftlern Prof. Reinhold Carle und Sophia Gossner, Universität Hohenheim. Ihre prospektive klinische Studie liefert Hinweise auf einen positiven Einfluss von Nahrungsnitrat auf den Verlauf einer chronischen Gingivitis.
Das Studiendesign: 44 Patienten mit chronischer Zahnfleischentzündung wurden in zwei Gruppen randomisiert. Alle bekamen ein Salatsaftgetränk mit nach Hause, das entweder eine definierte Nitratmenge enthielt (Testgruppe) oder nitratfrei war (Kontrollgruppe). Die Probanden tranken den Salatsaft zwei Wochen lang dreimal täglich; die Testgruppe nahm so 200 mg Nitrat pro Tag auf.
Zu Studienbeginn unterschieden sich der Gingival Index (GI), Plaque-Control Record (PCR) und die Nitratkonzentration im Speichel der beiden Gruppen nicht signifikant. Am Ende war der GI in der Testgruppe signifikant niedriger, die Nitratkonzentration im Speichel signifikant höher. Die für beide Gruppen erfassen PCR-Werte veränderten sich im Studienverlauf nur geringfügig.
Die Autoren empfehlen einen erhöhten Konsum nitratreicher Gemüse-sorten wie Rucola, Spinat oder Rote Bete. Die Daten zeigen, dass der Verzehr von nitratreichem Gemüse etablierte Maßnahmen bei gingivalen Entzündungen einfach und kostengünstig ergänzen kann. Über welche Mechanismen Nahrungsnitrat gingivale Entzündungen hemmt, muss noch weiter erforscht werden. Vermutlich spielen reaktive Zwischenprodukte wie Stickstoffmonoxid oder -dioxid eine Schlüsselrolle, die im Stoffwechsel nach der Reduktion von Nitrat zu Nitrit entstehen. Sie wirken unter anderem blutdrucksenkend und entzündungshemmend.
Zähneputzen mit einem dreidimensionalen Visualisierungsprogramm für das Smartphone: Reinigen Vorschulkinder ihre Zähne effektiver?
Ein zweiter Preis der Kategorie Wissenschaft ging an die Arbeitsgruppe Dr. Margarita Höfer, Dr. med. dent. Anja Treuner und Dr. Mohammad Alkilzy, unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Splieth, Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde, Universitätsmedizin Greifswald. Sie untersuchten in einer prospektiven, verblindeten und randomisierten Interventionsstudie die Wirkung einer Zahnputz-App auf die Mundgesundheit von 49 Vorschulkindern. Alle Kinder erhielten eine spezielle Handzahnbürste. Die Bürsten der Testgruppe waren mit einem digitalen Bewegungsmesser ausgestattet, der mit einem Smartphone vernetzt war. Die App analysierte die Zahnputzbewegungen und verglich sie in Echtzeit mit dem empfohlenen Putzmuster. Korrigierten die Kinder ihr Putzverhalten daraufhin, sammelten sie Bonuspunkte. Die Bürsten der Kontrollgruppe waren nicht mit der Zahnputz-App vernetzt.
Nach sechs und zwölf Wochen hatten alle Kinder bessere Plaque- und Gingivitiswerte – auch die der Kontrollgruppe. Offenbar bewirkte allein die Teilnahme an der Studie eine verbesserte Mundhygiene. Der Effekt war in der Testgruppe allerdings erheblich größer: Mit der Zahnputz-Lern-App per Smartphone reinigten die Kinder ihre Zähne hochsignifikant besser als ohne. Der Effekt hielt nicht nur mittelfristig an, sondern auch noch nach dem Abschalten der App. Angesichts der unverändert hohen Prävalenz der frühkindlichen Karies empfehlen die Autoren der Studie, das Potenzial der modernen Medien verstärkt in der Kariesprävention zu nutzen.
Prävention von Wurzelkaries durch Natriumfluorid, Chlorhexidin und Silberdiaminfluorid
Einen weiteren zweiten Preis in der Kategorie Wissenschaft erhielt die Arbeitsgruppe Dr. med. dent. Gerd Göstemeyer, Anna Kohls, Prof. Dr.
Sebastian Paris, PD Dr. Falk Schwendicke, Abteilung Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin am Centrum für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin. In einer In-vitro-Studie verglichen sie erstmals verschiedene Strategien zur Vorbeugung einer Wurzelkaries. Diese bildet sich im Bereich freiliegender Zahnhälse, die keinen schützenden Schmelzüberzug haben – ein altersbedingtes Problem, das in den letzten Jahren verstärkt auftritt, da inzwischen viele Senioren ihre eigenen Zähne bis ins hohe Alter behalten.
Die Wissenschaftler untersuchten den präventiven Effekt von vier Lacken (Natriumfluorid, Chlorhexidin, Silberdiaminfluorid, Placebo) sowie von zwei Spüllösungen (Chlorhexidin, Natriumfluorid) auf die Kariesentstehung. Dazu verwendeten sie 140 bovine Wurzeldentinproben in einem kariogenen Biofilmmodell.
Klares Ergebnis: Natriumfluoridspülungen beugen der Entstehung von Wurzelkaries am besten vor. Silberdiaminfluorid und Placebolack waren weniger wirksam, reduzierten den Dentinmineralverlust aber deutlich besser als Chlorhexidinlacke und -spülungen. Unter keiner Behandlung sank die Bakterienzahl im Biofilm signifikant, zudem wirkte kein Lack kariesprotektiv auf angrenzende Dentinoberflächen. Die regelmäßige Anwendung remineralisierender Spüllösungen ist effektiver als das einmalige Auftragen von Lacken oder die Verwendung antibakterieller Substanzen.
Mundgesundheitsförderung für Menschen mit Behinderung: Evaluation des Berliner Mundgesundheitsprogramms für erwachsene Bewohner von Behinderteneinrichtungen
Mit dem ersten Platz im Bereich Öffentliches Gesundheitswesen zeichnete die Jury Ines Olmos, Mitarbeiterin von Special Olympics Deutschland, Berlin, aus. Sie evaluierte im Rahmen ihrer Public Health Masterarbeit ein Mundgesundheitsprogramm in Berliner Wohneinrichtungen für Erwachsene mit Behinderungen, das bereits seit 2005 unter Leitung der Arbeitsgruppe zahnärztliche Behindertenbehandlung der Zahnärztekammer Berlin mit Unterstützung des Berliner Hilfswerks Zahnmedizin e.V und der Berliner Senatsverwaltung Gesundheit und Soziales aktiv ist. Dabei kommen zahnmedizinische Teams in die Einrichtungen, um Betreuer zu motivieren und fortzubilden. Die Teams führen Zahnputzübungen durch, geben Instruktionen zur Mundhygiene und Prothesenpflege und beraten in Ernährungsfragen. Eine erste Evaluation des Programms fand 2008 statt und wurde ebenfalls 2009 mit einem Wrigley Prophylaxe Preis ausgezeichnet; 2014 folgte ein Follow-up, an dem 89 Bewohner aus 20 Wohngruppen teilnahmen. Die Ergebnisse belegen die Wirksamkeit des Programms: Die Bewohner verbrachten mehr Zeit bei ihrer täglichen Zahnpflege und verwendeten häufiger Fluoride. Nachhaltige Verhaltensänderungen für eine bessere Mundgesundheit der Bewohner konnten erreicht werden.
Sonderpreis: Prophylaxeprojekt für Flüchtlingskinder
Den Sonderpreis erhielt das Team um Vivian Serke, Ulla Metz, Gabi Massoud, Antje Geiken, PD Dr. Christian Graetz und Prof. Dr. Christof Dörfer, Abteilung Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Kiel, für ein Prophylaxe-Programm für Flüchtlingskinder. Die Kieler Zahnmedizinstudentin Vivian Serke rief das Programm 2015 ins Leben. Unterstützt von der Kinderzahnärztin Antje Geiken hat sie ein kindgerechtes Lernkonzept für Flüchtlingskinder entwickelt und besucht zusammen mit Kommilitonen eine Kieler Notunterkunft. In Syrien ist das Bewusstsein für Mundhygiene stark von der regionalen Herkunft abhängig
, schildert Gabi Massoud, syrischer Zahnmedizinstudent und wichtiges Mitglied der Arbeitsgruppe die Situation. Viele Flüchtlingskinder hatten noch nie Kontakt zu einem Zahnarzt, weder in Deutschland noch in ihrer Heimat. Wir wollen ihnen die Angst vor späteren Zahnarztbesuchen nehmen
, erklärt Vivan Serke. Dies gelingt vor allem durch den spielerischen Ansatz und durch die Mitarbeit ausländischer Studenten, die dolmetschen. Die Studenten demonstrieren an Prophylaxepuppen das systematische Zähneputzen oder erklären anhand von Bildern typisch deutscher und arabischer Lebensmittel die Grundlagen einer zahngesunden Ernährung. Mithilfe einer Sanduhr vermitteln sie das Gefühl für die richtige Putzdauer, kontrollieren das Ergebnis mit Plaquerelevator-Tabletten und leiten die Kinder an, auf problematische Stellen zu achten. Die Kinder sind mit Feuereifer dabei. Ihre Augen leuchten, wenn sie uns nach dem Putzen ihre sauberen Zähne zeigen
, berichtet Vivian Serke.
Es ist geplant, das praxisnahe Lernkonzept in das Curriculum der Kinderzahnheilkunde der Universität einzubinden. Zudem hofft Vivian Serke, dass das Projekt Schule macht und sich in weiteren Notunterkünften etabliert, um die Mundgesundheit möglichst vieler Kinder zu fördern.