Wrigley Prophylaxe Preis 2010
Prävention, die ankommt: Für mehr Chancengleichheit in der Mundgesundheitsförderung
Frankfurt am Main, November 2010 - Um den mit 10.000 Euro dotierten Wrigley Prophylaxe Preis bewarben sich dieses Jahr 16 Forschergruppen. Am 13.11.2010 fand die Preisverleihung unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) im Rahmen des Deutschen Zahnärztetages in Frankfurt statt. Der Preisstifter Wrigley Oral Health Program fördert mit dem Wissenschaftspreis seit nunmehr 17 Jahren die Forschung und Umsetzung innovativer Programme in der präventiven Zahnmedizin. Im Mittelpunkt der drei prämierten Arbeiten steht die Mundgesundheit von Kindern aus sozialen Randgruppen.
Die Zahngesundheit der Sechs- bis 16-Jährigen in Deutschland hat sich seit den 80er Jahren stetig verbessert: Mehr als die Hälfte der deutschen Schulanfänger haben heute kariesfreie Milchzähne, rund zwei Drittel der 12-jährigen Kinder in Deutschland weisen ein naturgesundes bleibendes Gebiss auf. Diese Erfolgszahlen der bundesweiten DAJ-Studie von 2009 zeigen eindrucksvoll, was Prophylaxe leisten kann. Dennoch hat sich an der Polarisierung der Karies auf eine kleine Gruppe von Kindern überwiegend aus sozial schwachen Verhältnissen bislang wenig geändert - und der Gesetzgeber fordert seit geraumer Zeit, sie mit speziellen Programmen zu fördern. Nicht nur aus Gründen der Chancengleichheit zahlt sich die Investition in Präventionsmaßnahmen für Risikogruppen aus: Sie führen zur Verbesserung der Mundgesundheit und dürften bei den späteren Erwachsenen Behandlungskosten für Krankheiten wie Karies oder Parodontitis einsparen helfen.
Sozial benachteiligte Kinder standen im Fokus gleich mehrerer Arbeiten, die für den Wrigley Prophylaxe-Preis 2010 eingereicht wurden. Die Jury aus Zahnmedizinern und einem Vertreter der gesetzlichen Krankenversicherung wählte drei wegweisende Projekte aus.
Erster Platz: Mit Intensivprophylaxe Angst vor dem Zahnarzt abbauen
Den ersten Platz (Dotierung: 5.000 Euro) belegte das Team um Professor Klaus Pieper, Marburg. Die Arbeitsgruppe zeigte, dass besonders Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen von einem selektiven Intensivprophylaxe-Programm in der Schule profitierten. Dieses umfasste neben den üblichen schulzahnärztlichen Untersuchungen zweimal im Jahr Unterricht in Mundhygiene, gesunder Ernährung, Zähneputzen im Klassenverband und viermal pro Jahr eine Fluoridlack-Anwendung. Bei Studienende hatten die intensiv betreuten Sechstklässler halb so viel Karies wie die Kinder einer Kontrollregion und deutlich weniger Angst vor dem Zahnarzt. Offensichtlich wirkte die Beschäftigung mit den Zahngesundheitsthemen, aber auch die viermal jährliche schmerzfreie Fluoridtouchierung angstabbauend, schlussfolgern die Autoren. Allerdings unterschieden sich beide Gruppen bei Studienende nicht in Bezug auf ihr Wissen um Mundhygiene, Ernährung und Zahngesundheit. Die Autoren vermuten, dass der Studienzeitraum für eine nachhaltige Wissens- und Verhaltensänderung zu kurz gewesen sein könnte und fordern, Familien in sozial benachteiligten Lagen zusätzlich aufsuchend zu betreuen.
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Zweiter Platz: Zähneputzen in der Schule
Im Rahmen einer Querschnittsstudie untersuchten Dr. Anja Treuner und Zahnmediziner an der Universität Greifswald den Zusammenhang zwischen Mundgesundheitskompetenz und gesundheitsförderndem Verhalten von Fünftklässlern mit unterschiedlichem sozioökonomischem Hintergrund. Sie wurden hierfür mit dem zweiten Platz (Dotierung: 3.000 Euro) ausgezeichnet. Die meisten Kinder kannten sich mit dem Thema Mundgesundheit gut aus. Ob die Kinder jedoch auch danach handelten, beispielsweise zweimal täglich die Zähne putzten und sich zahngesund ernährten, hing ganz wesentlich vom Bildungsniveau der Eltern, insbesondere der Mutter, ab. Um fehlende elterliche Gesundheitskompetenzen auszugleichen und allen Kindern die gleichen Gesundheitschancen zu ermöglichen, empfehlen die Autoren, regelmäßiges Zähneputzen in der Schule zu etablieren. Langfristig dürfte dies auch das hohe Kariesvorkommen in sozial bedingten Risikogruppen und die damit verbundenen Gesundheitskosten reduzieren helfen.
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Dritter Platz: Karies im Milchgebiss muss behandelt werden
Für die gesunde Gebissentwicklung ihrer Kinder sind in erster Linie die Eltern verantwortlich. Um deren Mundgesundheitskompetenz frühzeitig zu stärken, evaluierte Dr. Julia Winter, Wilhelmshaven, gemeinsam mit dem Koautor Dr. Thomas Schneller, Hannover, eine mehrsprachige Elternbroschüre, die als Basis für Elternabendkonzepte dienen soll. Die Jury vergab hierfür den dritten Platz (Dotierung: 2.000 Euro). Knapp die Hälfte der angeschriebenen Eltern sendete den verschickten Fragebogen zurück. Informationsbedarf stellten die Autoren vor allem in puncto Fluorid und Fissurenversiegelung fest. Auch die Gefahr der Kariesübertragung auf den durchbrechenden Sechsjahresmolar, sofern er auf nicht sanierte kariöse Milchzähne trifft, war vielen Eltern nicht bekannt. Leider war aus der Rücksendung der anonymisierten Fragebögen nicht erkennbar, wie die Informationen bei Eltern aus sozial schwachen Schichten ankamen. Dr. Winter zufolge sollten die Themenbereiche zusätzlich einzeln für Elternabende aufbereitet werden, damit Eltern aus den verschiedensten sozialen Gruppen gezielt und persönlich angesprochen werden können.
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Neu in der Jury: Professor Attin
Professor Thomas Attin, Zürich, verstärkt die Jury als neues Mitglied: Ich freue mich, bei diesem renommierten Prophylaxepreis mitwirken zu können. Er greift drängende Probleme auf und fördert in diesem Jahr insbesondere Spezialprogramme für Risikogruppen, die der Gesetzgeber fordert
, erklärte Professor Attin anlässlich der Abstimmungsdiskussion mit seinen Jurykollegen Professor Werner Geurtsen, amtierender DGZ-Präsident, Hannover, Professor Joachim Klimek, Gießen, Professor em. Klaus König, Nijmegen, Niederlande, und Dr. Helmut Platzer, Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern als Vertreter der gesetzlichen Krankenversicherung.
Jutta Reitmeier, Leiterin Wrigley Oral Health Program Deutschland, unterstrich bei der Preisverleihung auf der DGZ-Jahrestagung in Frankfurt die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens Wrigley: Die prämierten Arbeiten lenken die Aufmerksamkeit auf gesellschaftliche Gruppen, die von bisher existierenden Präventionsprogrammen noch nicht ausreichend profitieren. Sie weisen neue Wege für die Entwicklung von Präventionsprogrammen, die ankommen - und dies verbessert nicht nur die Mundgesundheit, sondern auch die Chancengleichheit. Es ist uns ein großes Anliegen, diese Projekte zu unterstützen
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